Vor mehr als einem Jahr entfesselten Proteste im Iran eine Welle des Unmuts gegen die herrschende Islamische Republik. Nun scheint eine neue Phase der Unruhen bevorzustehen. Ein Blick in die historischen Ereignisse offenbart, wie die aktuelle als Revolution bezeichnete Lage entstanden ist.
Der Aufstieg des „modernen Irans“ wird mit der Herrschaft von Schah Reza Pahlavi (1925-1941) in Verbindung gebracht. Sein Charisma, seine Autorität und sein Fokus auf Rechtschaffenheit prägten seine Regentschaft. Als patriarchalischer, jedoch zugänglicher Herrscher lenkte er das Land in einer Ära des Respekts.
Sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi folgte ihm, angetrieben von modernen Ideen, die das Land reformieren und modernisieren sollten. Er betonte die Emanzipation der Geschlechter und setzte sich für eine umfassendere Bildung ein. Doch hier lag ein fundamentaler Fehler: Die Verankerung innovativer Ideen und nachhaltiger Reformen hing von der Bereitschaft und Offenheit der Gesellschaft ab. Zu dieser Zeit fehlte es den Iranern jedoch an Unterstützung für einen Wandel in den sozialen Sphären. Verschiedene fundamentalistische, kommunistische und religiöse Gruppen hemmten einen neuen Weg.
Die Geschichte der Pahlavi-Dynastie markiert eine Phase des Wandels im Iran, geprägt von aufstrebender Modernisierung, aber auch von einer gespaltenen Gesellschaft, die einem Wandel skeptisch gegenüberstand. Dieser Rückblick auf die politischen Umwälzungen bietet einen Einblick in die heutige, von Unruhen gezeichnete, politische Landschaft des Irans.
„Iranische Revolution: die Wende von 1979 und ihre trügerischen Ereignisse“:
Die härteste Herausforderung für Mohammad Reza Pahlavi, den Schah des Irans, manifestierte sich in Ruhollah Khomeini, einem vehementen Gegner der Reformtendenzen, die er als Angriff auf das islamische System interpretierte. Khomeinis leidenschaftliche Reden gegen den Schah und seine unbeirrbare Verteidigung traditioneller Lebensweisen mobilisierten viele Iraner, die sich dazu aufgerufen fühlten, die althergebrachten Werte zu bewahren und zu stärken. Dieser Aufruf kulminierte in der Verhaftung des Schahs, gefolgt von seinem Exil ins Ausland. Diese Phase spaltete die Bevölkerung, und die Jahre danach waren von Unruhen und Protesten geprägt.
Ein Wendepunkt war der Brandanschlag im Cinema Rex in Abadan (1978), bei dem 422 Menschen brutal ermordet wurden. Oppositionsgruppen, darunter kommunistische Marxisten und Islamisten, behaupteten, der Schah habe diesen Angriff über den iranischen Geheimdienst SAVAK angeordnet. Erst später wurde bekannt, dass dieser Anschlag auf Veranlassung von Ruhollah Khomeini geschah, um Unruhen im Staat zu schüren, wobei Unschuldige ihr Leben ließen.
Die islamische Revolution gewann zu dieser Zeit bereits an Dynamik. Der endgültige Sturz des Schahs Mohammad Reza Pahlavi erfolgte am 16. Januar 1979, was das Ende der Monarchie im Iran markierte und den Schah zur dauerhaften Exilierung zwang.
Die tumultartige Lage im Iran kulminierte Ende März 1979, als geistliche Führer einen Volksentscheid zur Bildung einer islamischen Republik abhielten. Die Authentizität der Wahlergebnisse wurde jedoch in Frage gestellt, als der deutsche Botschaftsangehörige Gert Strenziok in einem Kommentar die Ergebnisse als manipuliert bezeichnete. Trotz unvollständiger Stimmauszählung verkündete Khomeini schon am nächsten Tag von seinem Wohnort in Qom die Bildung der islamischen Republik. Die offiziellen Zahlen des Innenministeriums, die eine 98-prozentige Wahlbeteiligung und 97-prozentige Zustimmung zeigten, wurden stark angezweifelt.
Diese Ereignisse von 1979 markierten einen tiefgreifenden Wandel im Iran und legten den Grundstein für das moderne politische Gefüge des Landes, das von der turbulenten Geschichte der Revolution geprägt wurde.
„Die Geiselnahme von 1979: ein Wendepunkt im Iranischen Regime und die Ära des Mullah-Regimes“:
Am 4. November 1979 besetzten iranische Studenten in Teheran die US-Botschaft und nahmen Geiseln, ein Akt des Protests gegen die USA, die den ins Exil geflohenen Schah Mohammad Reza Pahlavi aufgenommen hatten. Als Reaktion darauf verhängten die USA abrupt Sanktionen gegen den Iran. Erst nach über 14 Monaten endete die Geiselnahme am 20. Januar 1981, nachdem ein Geldtransfer als Gegenleistung erfolgte. Ruhollah Khomeini hatte die erwarteten Gelder erhalten und kommentierte die Freilassung der Geiseln mit den Worten: „Jetzt brauchen wir sie nicht mehr!“
Obwohl dies nicht den vollständigen Machterwerb markierte, wandelte sich die versprochene Freiheit in massive Massenverhaftungen, bei denen Exekutionen nicht ausgeschlossen waren. Sadegh Khalkhali wurde zu einem berüchtigten und gefürchteten Henker in Teheran. Sein Zitat, wonach ein islamischer Richter ausschließlich die Gesetze des Korans kennen müsse und somit in allen Konfliktfällen Recht sprechen könne, verdeutlichte seine skrupellose Vorgehensweise. Unter dieser Ansicht führte er an einem Tag bis zu zwanzig verschiedenen Rechtsverfahren durch, während die westliche Rechtsprechung Jahre für ähnliche Urteile benötigte.
Diese Feststellung enthüllte nicht nur die Mängel, sondern auch die Willkür der iranischen Rechtsprechung. Sie verdeutlichte die Tendenz des Mullah-Regimes, sich absolute Macht zu sichern. Seit diesem Zeitpunkt sind Themen wie Frauenrechte oder gesellschaftlicher Fortschritt im Iran praktisch undenkbar, da die Führung des Landes die absolute Kontrolle übernommen hat. Dies markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Iran und ebnete den Weg für das autoritäre Regime der Mullahs, das bis heute an der Macht ist.
„Hintergründe der Iranischen Revolution: Macht, Öl und der Kampf um Demokratie“:
Die tiefgreifenden Ursachen der Iranischen Revolution erfordern eine vielschichtige Analyse. Offensichtlich überschätzte der ehemalige Schah Mohammad Reza Pahlavi seine Autorität und seine Fähigkeit, sein Volk zu beeinflussen. Der Schah beharrte darauf, die Kontrolle über die massiven Ölvorkommen des Landes nicht aus der Hand zu geben, was international auf Kritik stieß. Hinter den Kulissen wird unter Iranern sogar über eine Unterstützung des Mullah-Regimes durch den Westen spekuliert.
Die jüngsten Protestaktionen im Iran und anderen Ländern, die den Tod von Mahsa Amini zur Folge hatten, sind nur ein sichtbarer Teil eines langanhaltenden Unmuts. Seit Jahren brodelt es im Verborgenen, während die zivilen Organisationsstrukturen sukzessive untergraben werden. Ironischerweise haben die Taten des religiösen Mullah-Regimes möglicherweise das iranische Volk stärker mobilisiert als die Monarchie es je hätte tun können.