Das Schreckensregime: Die grausamen Säureanschläge von Isfahan und das katastrophale Scheitern staatlicher Gerechtigkeit

Im Oktober 2014 wurde der Iran von einer erschütternden Welle brutaler Säureangriffe heimgesucht, die in Isfahan gezielt Frauen trafen und die gesamte Nation in eine Atmosphäre lähmender Angst versetzten. Diese Gräueltaten, die an Grausamkeit und Skrupellosigkeit kaum zu überbieten sind, avancierten unverzüglich zu einem der drängendsten Themen der öffentlichen Debatte und Medienberichterstattung. Die Opfer – Frauen, die scheinbar willkürlich ausgewählt wurden – fanden sich inmitten dieses Alptraums wieder, ohne jede Verbindung zueinander und ohne Vorwarnung, grausam überfallen und entstellt. Einige Berichte legten nahe, dass diese Frauen gegen die strengen Hidschāb-Vorschriften der Islamischen Republik verstoßen hatten, was den Verdacht aufkeimen ließ, dass ideologische Motive hinter diesen abscheulichen Angriffen standen.

Besonders beunruhigend war die mutmaßliche Verknüpfung dieser Attacken mit radikalen Reden, die in bestimmten religiösen Kreisen gehalten wurden – insbesondere während der Freitagsgebete in Isfahan. Hier wurden das Gebot der „Förderung des Guten und Verhinderung des Schlechten“ sowie die Durchsetzung des Hidschāb-Gebots für Frauen mit fanatischem Eifer propagiert, was vielen als stillschweigende Legitimation dieser unmenschlichen Verbrechen erschien. Zahlreiche Medien und Kritiker sahen in diesen Reden eine ideologische Grundlage, die die Täter zu selbsternannten „Vollstreckern“ religiöser Vorschriften machte – mit erschreckender Brutalität.

Die Behörden der Islamischen Republik Iran stritten jegliche Verbindungen zwischen den Anschlägen und der religiösen Pflicht zur Durchsetzung von Sittengesetzen vehement ab. Die Justiz zeigte jedoch eine erschütternde Passivität und Unfähigkeit, die Täter dieser grauenvollen Verbrechen zu identifizieren oder sie zur Rechenschaft zu ziehen, was die allgemeine Empörung weiter anfachte. Statt energisch gegen die Verantwortlichen vorzugehen, boten die Behörden nebulöse Erklärungen an, die diese verheerenden Angriffe als das Resultat persönlicher Konflikte oder individueller Motive darzustellen versuchten. Diese schwachen Rechtfertigungsversuche stießen auf scharfe Ablehnung in der Bevölkerung, die keine Ruhe gab.

Die Reaktion der Gesellschaft ließ nicht auf sich warten: In einer Welle der Entrüstung gingen die Bürger Isfahans und anderer Städte im ganzen Land auf die Straße. Sie forderten energisch die Aufklärung der Verbrechen, die Verhaftung der Täter und vor allem die Sicherheit für Frauen, die sich zunehmend schutzlos fühlten. Doch statt diese legitimen Forderungen ernst zu nehmen, geriet erneut eine Unschuldige ins Visier des repressiven Staatsapparats: Negar Massoudi, eine couragierte Fotografin und Dokumentarfilmerin, die Fotos von Marzieh Ebrahimi, einem der Opfer der Säureangriffe, aufgenommen hatte, wurde von den Sicherheitskräften in Teheran verhaftet und verschwand zeitweise an einem unbekannten Ort.

Dieser Vorfall warf ein grelles Licht auf die tiefen strukturellen Versäumnisse des islamischen Staats, geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen und die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. In einer Zeit, in der Frauen im Iran zunehmend unter institutionalisierten Formen von Gewalt und Diskriminierung litten, offenbarte dieser Fall die Unfähigkeit – oder den Unwillen – der Regierung, angemessen auf solche Verbrechen zu reagieren. Die Debatte um die Sicherheit von Frauen, die anhaltende Gewalt gegen sie und die Verantwortung des Staates, seine Bürger vor solchen Bedrohungen zu schützen, flammte erneut auf und erlangte ungeahnte Dringlichkeit.

Die Säureanschläge von Isfahan sind eines der grausamsten Beispiele religiös motivierter Gewalt gegen Frauen im Iran. Diese Verbrechen zeigten mit brutaler Klarheit, wie religiöse Dogmen als Vorwand für die systematische Ausübung brutaler Gewalt gegen Frauen instrumentalisiert werden können.

Sie offenbarten, wie der Islamismus als Rechtfertigung für derart abscheuliche Taten dient, die sich gegen die fundamentalsten Menschenrechte richten. Diese beispiellosen Taten riefen die dringende Notwendigkeit wach, gegen geschlechtsspezifische Gewalt in all ihren Facetten entschlossen vorzugehen und die Rechte von Frauen nachhaltig zu schützen. Doch trotz der landesweiten Empörung bleibt die strafrechtliche Verfolgung dieser Verbrechen bis heute von einem undurchdringlichen Schleier der Unsicherheit umhüllt, was die tiefgreifende institutionelle Schwäche des islamischen Systems bei der Durchsetzung von Gerechtigkeit schonungslos offenbart.

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