Gewalt gegen Frauen weltweit verstehen und bekämpfen

White-Ribbon-Day

von: Maryam Atamajori

Gewalt gegen Frauen – Ein universelles, vielschichtiges Problem

Gewalt gegen Frauen ist eine der am weitesten verbreiteten und zugleich am tiefsten verwurzelten Menschenrechtsverletzungen, die in nahezu allen Gesellschaften weltweit anzutreffen ist. Sie wird nicht nur in dunklen Ecken des privaten Raums ausgeübt, sondern durchdringt auch die öffentlichen Strukturen und das gesellschaftliche Gefüge vieler Länder. Sie tritt in unzähligen Formen auf: von häuslicher Gewalt, sexueller Belästigung und Vergewaltigung bis hin zu Ehrenmorden und der systematischen Unterdrückung durch patriarchale, oft gesetzlich legitimierte Strukturen. Laut den Vereinten Nationen erleidet jede dritte Frau weltweit im Laufe ihres Lebens eine Form von Gewalt (UN Women, 2021). Diese erschütternde Statistik ist nicht nur ein Aufruf zum Handeln, sondern auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Ungerechtigkeit, die über alle kulturellen und geographischen Grenzen hinweg existiert.

Besonders alarmierend ist jedoch die Situation in Ländern des Nahen Ostens, wie dem Iran, Saudi-Arabien und Pakistan, in denen Gewalt gegen Frauen nicht nur gesellschaftlich toleriert, sondern vielfach durch religiöse und kulturelle Normen sowie durch die jeweiligen autoritären Regimes gestützt wird. In vielen dieser Länder werden Scharia-Gesetze in einer Weise umgesetzt, die Frauen systematisch unterdrückt und ihre Rechte massiv einschränkt. In Europa, wo der Ruf nach Gleichberechtigung und Frauenrechten in vielen Staaten eine lange Tradition hat, gibt es ebenfalls erschreckend hohe Zahlen von geschlechtsspezifischer Gewalt, die oft unsichtbar bleibt – insbesondere in Ländern wie Deutschland (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2023).

Gewalt gegen Frauen in Deutschland: Ein unterschätztes Problem

Auch in Deutschland, einem Land, das sich international für seine fortschrittliche Frauenpolitik rühmt, ist Gewalt gegen Frauen eine erschreckend alltägliche Realität. Jährlich werden mehr als 140.000 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt, und alle drei Minuten wird eine Frau in Deutschland Opfer körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt – oftmals durch den eigenen Partner oder Ex-Partner (Statistisches Bundesamt, 2023). Die Zahl der Femizide ist ebenfalls alarmierend hoch: 2022 wurden 331 Frauen durch Tötungsdelikte getötet, wobei mindestens 123 dieser Tötungen eindeutig geschlechtsspezifisch motiviert waren (Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit, 2023).

Ein elementarer Bestandteil der Analyse der Gewalt gegen Frauen ist die Betrachtung der strukturellen Ursachen und der unzureichenden Reaktion auf diese systematische Unterdrückung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hebt hervor, dass Gewalt in Partnerschaften häufig in einem häuslichen Kontext stattfindet, der durch ökonomische Abhängigkeiten und fehlende Schutzmöglichkeiten weiter verstärkt wird (BMFSFJ, 2022). Die Zahl der Frauenhäuser und Zufluchtsorte ist erschreckend niedrig: Deutschland benötigt mindestens 20.000 Schutzplätze, während das Angebot bei weniger als 7.000 liegt. Diese Mängel, kombiniert mit der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Opfern, verhindern eine effektive Hilfe und verlängern das Leiden der betroffenen Frauen (Deutsche Welle, 2022).

Ein weiteres Problem ist die mediale Darstellung von Gewalt gegen Frauen, die häufig verharmlosend ist. Begriffe wie „Familiendrama“ oder „Eifersuchtstat“ verschleiern die strukturelle Dimension dieses Problems und entpolitisieren es, indem sie von den zugrunde liegenden patriarchalen Machtstrukturen ablenken. Die Opfer werden als „Einzelfälle“ behandelt, was die kollektive Verantwortung der Gesellschaft und der Politik minimiert (Tagesspiegel, 2021).

Hexenjagd und Frauenverfolgung in Deutschland: Eine historische und aktuelle Perspektive

Die Hexenjagd ist ein besonders düsteres Kapitel der europäischen Geschichte, das auch in Deutschland Spuren hinterlassen hat. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden tausende von Frauen beschuldigt, Hexen zu sein, und Opfer brutaler Verfolgungen. Diese historischen Verfolgungen, die durch Aberglauben, patriarchale Ängste und religiöse Intoleranz angeheizt wurden, sind nicht nur ein düsteres Erbe, sondern auch ein Spiegelbild der kontinuierlichen Unterdrückung von Frauen durch die Gesellschaft. Auch heute noch existiert in Deutschland eine Form der „Hexenjagd“, die sich durch mediale Stigmatisierung, gesellschaftliche Isolation und gerichtliche Verfolgung von Frauen manifestiert, die von patriarchalen Normen abweichen oder sich gegen die bestehenden Machtstrukturen stellen. Moderne „Hexenverfolgungen“ können in den öffentlichen Diskursen und den sogenannten „Shaming“-Kampagnen gegen Frauen gesehen werden, die sich für Frauenrechte einsetzen oder gegen Missstände kämpfen. Die Hetze gegen diese Frauen, die oftmals als „unangepasst“ oder „reaktionär“ dargestellt werden, erinnert schmerzhaft an die dunklen Zeiten der Hexenjagden (Tagesspiegel, 2021).

Gewalt gegen Frauen im Nahen Osten: Iran, Saudi-Arabien und Pakistan im Fokus

Die Gewalt gegen Frauen im Nahen Osten ist nicht nur ein regionales Phänomen, sondern ein zutiefst politisches und soziales Problem, das in den kulturellen, religiösen und patriarchalen Strukturen verankert ist. Diese Strukturen werden in vielen Fällen von den jeweiligen autoritären Regimen nicht nur toleriert, sondern aktiv gestützt.

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Iran: Ein Paradigma der Unterdrückung

Im Iran sind Frauen seit der Revolution 1979 einer nahezu allumfassenden Unterdrückung unterworfen. Die Islamische Republik hat systematisch Gesetze erlassen, die Frauen in nahezu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens diskriminieren. Zwangsverschleierung, die vollständige Kontrolle über die Bewegungsfreiheit und die Kastration von Frauenrechten sind alltägliche Beispiele für diese Unterdrückung (Human Rights Watch, 2022). Doch die Gewalt gegen Frauen im Iran geht weit über physische Übergriffe hinaus. Sie manifestiert sich auch in einer tiefgreifenden gesellschaftlichen und rechtlichen Ausgrenzung, die durch das Fehlen von Gesetzesvorkehrungen gegen sexuelle Gewalt und häusliche Gewalt verschärft wird. Der tragische Tod von Mahsa Amini, die 2022 nach ihrer Verhaftung durch die iranische Sittenpolizei starb, löste einen landesweiten Widerstand aus. Der sogenannte Mahsa-Aufstand, bei dem Frauen mutig für ihre Rechte auf die Straße gingen, wurde brutal niedergeschlagen und führte zu unzähligen Festnahmen und Tötungen von Aktivistinnen. Dies sind keine Einzelfälle, sondern der Ausdruck einer weit verbreiteten und systematischen Gewalt, die von den höchsten politischen Ebenen des Landes getragen wird (Amnesty International, 2022).

Ein besonders düsteres Element der iranischen Gesellschaft ist die Anwendung von Scharia-Gesetzen, die oft in brutaler Weise durchgesetzt werden. Diese Gesetze legitimieren nicht nur die Zwangsverschleierung, sondern auch die Strafe für vermeintlich „unmoralisches“ Verhalten von Frauen. In vielen Fällen werden Frauen durch das sogenannte „Ehrenmord“-Gesetz vom eigenen familiären Umfeld verfolgt und brutal bestraft. Die Scharia-Gesetze ermöglichen es, dass Frauen aufgrund von „Ehrenverletzungen“ von ihren eigenen Familienmitgliedern ermordet werden, ohne dass diese strafrechtlich verfolgt werden. Diese Gewalt, die mit religiösen und kulturellen Normen verknüpft ist, wird von den islamischen Machthabern der Islamischen Republik Iran direkt unterstützt (Human Rights Watch, 2022). Die Scharia-Gesetze sind in vielen islamischen Staaten wie Iran ein Instrument, um die Kontrolle über die weibliche Bevölkerung zu verstärken und jegliche Form von Widerstand, der gegen diese patriarchalen Normen gerichtet ist, zu unterdrücken.

Die Frauenrechtsaktivistinnen im Iran kämpfen nicht nur gegen den repressiven Staat, sondern auch gegen ein tief verwurzeltes patriarchales System, das Frauen als untergeordnet betrachtet. Diese Islamisten, die oft als politische Machthaber auftreten, haben die Scharia als Werkzeug der Unterdrückung perfektioniert. Sie benutzen diese Gesetze, um die Menschenrechte der Frauen zu unterdrücken, ihre Bewegungsfreiheit zu beschränken und sie zu kontrollieren, sei es durch die Anwendung von Gewalt oder durch rechtliche Mittel. Die Islamisten verfolgen eine Politik, die Frauen den Zugang zu Bildung, Arbeit und politischer Teilhabe verweigert und sie in ein System der Isolation und Unterdrückung zwingt.

Saudi-Arabien: Reformen im Schatten der patriarchalen Kontrolle

Saudi-Arabien, das weltweit bekannt für seine restriktiven Gesetze und die extreme Unterdrückung der Frauenrechte ist, hat in den letzten Jahren oberflächliche Reformen umgesetzt, wie die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen. Doch die zugrunde liegende patriarchale Struktur bleibt bestehen, und Frauen unterliegen weiterhin dem Vormundschaftssystem, das ihnen für viele lebenswichtige Entscheidungen die Zustimmung eines männlichen Vormunds vorschreibt. Diese patriarchalen Normen werden durch die Scharia-Gesetze verstärkt, die die Unterwerfung der Frau unter die Macht männlicher Verwandter oder Ehemänner fordern. Frauen, die sich gegen diese Kontrolle auflehnen, sind im Land weiterhin massiven Repressalien ausgesetzt. Auch hier werden „Ehrenmorde“ oft straffrei durchgeführt, während die Gesellschaft diese Praktiken in vielen Fällen toleriert (Human Rights Watch, 2023).

Pakistan: Gewalt im Namen der Ehre

In Pakistan hat die Scharia-Gesetzgebung ebenfalls Auswirkungen auf die Gewalt gegen Frauen. „Ehrenmorde“ sind in vielen ländlichen Gebieten weit verbreitet, und das Rechtssystem behandelt diese Taten oft als weniger schwerwiegende Verbrechen, wenn sie unter dem Vorwand der „Ehre“ begangen werden. Frauen, die gegen die patriarchalen Normen verstoßen, wie etwa durch die Wahl ihres Partners oder durch das öffentliche Eintreten für ihre Rechte, werden brutal verfolgt, und ihre Mörder genießen in vielen Fällen die Unterstützung der Gesellschaft (Amnesty International, 2023).

Die Rolle der Iranischen liberalen Frauen (ILF)

Die iranischen liberalen Frauen (ILF) setzen sich aktiv dafür ein, die Rechte von Frauen im Iran sowie von migrantischen Frauen aus dem Nahen Osten zu fördern und zu schützen. Mit einem tiefen Verständnis für die kulturellen und rechtlichen Hintergründe, aus denen diese Frauen stammen, bietet die ILF eine einzigartige Plattform, die Vertrauen schafft und konkrete Hilfe leistet.

Die ILF versteht sich nicht nur als Unterstützerin, sondern auch als Sprachrohr für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Sie helfen dabei, migrantische Frauen aus dem Nahen Osten in die Gesellschaft zu integrieren, indem sie ihnen rechtliche Beratung bieten, Schutzräume schaffen und den Zugang zu sozialen und beruflichen Ressourcen ermöglichen. Ihre Arbeit zeigt, dass effektive Unterstützung auf kulturellem Verständnis und gegenseitigem Vertrauen basiert. Zudem leistet die ILF nicht nur rechtliche Hilfe, sondern schafft auch Räume, in denen Frauen sich sicher fühlen können, fernab von familiärer und gesellschaftlicher Gewalt.

Schlussfolgerung: Der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen erfordert globales Handeln

Die Gewalt gegen Frauen ist ein globales Problem, das in allen Teilen der Welt auftritt. In Deutschland sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, sexuellen Übergriffen und Femiziden, während im Nahen Osten autoritäre Regierungen und gesellschaftliche Strukturen weiterhin tief verwurzelte patriarchale Normen fördern, die Frauen systematisch unterdrücken. Die Bekämpfung dieser Gewalt erfordert nicht nur gesetzliche Reformen, sondern auch einen tiefgreifenden kulturellen Wandel, der die Gleichberechtigung der Geschlechter fördert und die Stimmen von Frauen stärkt. Um der Gewalt gegen Frauen wirksam entgegenzutreten, ist es notwendig, dass alle Gesellschaften weltweit die Frage der Gleichberechtigung in den Mittelpunkt stellen und dafür kämpfen, dass Frauen überall in der Welt leben können, ohne der ständigen Gefahr von Gewalt und Unterdrückung ausgesetzt zu sein.

Quellen:

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2023
  • Statistisches Bundesamt, 2023
  • Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit, 2023
  • Deutsche Welle, 2022
  • Amnesty International, 2022
  • UN Women, 2021
  • Human Rights Watch, 2022
  • Freedom House, 2023
  • The Guardian, 2023
  • Tagesspiegel, 2021

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