Wer ist die neue Geisel der islamischen Republik in Teheran?

Geisel der islamischen Republik

28.12.2024
Haleh Ramandi

Cecilia Sala, geboren 1995, ist eine italienische Journalistin, die sich als Auslandskorrespondentin und Podcasterin einen Namen gemacht hat. Sie arbeitet für die Zeitung Il Foglio und das Podcast-Unternehmen Chora Media. Zuvor war sie für L’Espresso, Vanity Fair, RAI und Fremantle Media tätig.

Am 19. Dezember 2024 wurde Sala während einer offiziell genehmigten Recherchereise in Teheran von den Behörden der Islamischen Republik festgenommen. Sie wurde in Einzelhaft im berüchtigten Evin-Gefängnis untergebracht. Viele Beobachter vermuten, dass ihre Inhaftierung im Zusammenhang mit der Verhaftung eines iranischen Staatsbürgers in Mailand wenige Tage zuvor steht. Mohammad Abedini Najafabadi, 38 Jahre alt, wurde am 16. Dezember 2024 am Flughafen Mailand-Malpensa festgenommen. Er steht unter Verdacht, elektronische Komponenten illegal in den Iran exportiert zu haben, um die Islamische Revolutionsgarde zu unterstützen – eine Organisation, die von den USA als terroristisch eingestuft wird.

Mohammad Abedini Najafabadi
Mohammad Abedini Najafabadi

Auffällig ist, dass Sala in der Vergangenheit durch ihre Nähe zum islamischen Regime aufgefallen ist. Auf ihrem Instagram-Account verbreitete sie Propaganda-Inhalte des Regimes. Unter anderem behauptete sie, Ahoo Daryaei, die gegen den Zwangshijab protestiert hatte, sei psychisch krank gewesen, und ihr Protest habe nichts mit dem Hijab-Zwang zu tun.

https://x.com/ceciliasala/status/1853129575221301349?s=46

In einem weiteren Beitrag zitierte sie Qasem Soleimani, den ehemaligen Kommandeur der Quds-Einheit, und stellte ihn in einem positiven Licht dar.

Geisel der islamischen Republik: "The Syrian Army is useless!" - Qasem Soleimani, 2013

In einem weiteren Videobericht aus Teheran behauptet die Journalistin, die Hijabpflicht sei vollständig gelockert und Frauen hätten keine Angst mehr. Doch diese Darstellung entspricht nicht der Realität: Kürzlich wurde eine Frau im Iran von Polizisten erschossen, weil sie ohne Hijab im Auto unterwegs war und befindet sich nun im Krankenhaus. Diese Lüge verschleiert die weiterhin herrschende Brutalität gegenüber Frauen im Iran. Ebenso wird Massoud Pezeshkian, der Präsident der Islamischen Republik, fälschlicherweise als „Reformist“ präsentiert, der gegen den Zwangshijab kämpft und für die Freiheit der Frauen eintritt. Diese Behauptung ist eine Verzerrung der Wahrheit, da der Iran keine Reformen kennt, es ist eine autoritäre Regierung, die ihre repressiven Strukturen unter dem Deckmantel falscher Narrative zu tarnen versucht.

Der Fall weist deutliche Parallelen zu anderen Geiseln der Islamischen Republik auf, wie etwa Kylie Moore-Gilbert, einer britisch-australischen Islamwissenschaftlerin, die nach mehr als zwei Jahren Haft im Iran gegen drei Mitglieder der Revolutionsgarde ausgetauscht wurde. Nach ihrer Freilassung hat sie eine hohe Summe an Entschädigungsgeld beantragt.

Kylie Moore-Gilbert
Kylie Moore-Gilbert

Dieses Vorgehen des Regimes zeigt ein wiederkehrendes Muster: Festnahmen, Inhaftierungen, Freilassung und die anschließende Forderung nach hohen Entschädigungen. Die Fälle von Siamak und Bagher Namazi, Jason Rezaian, Amir Hekmati, Morad Tahbaz, Fereydoon Kurangi und Alireza Quds Tainat stehen exemplarisch dafür.

Siamak Namazi und Bagher Namazi, Mitgründer der NIAC, der größten Pro-Regime-Lobbygruppe in den USA, sowie Besitzer von Atieh Bahar (AB), einer einflussreichen Beratungsfirma im Iran mit engen Verbindungen und Partnerschaften zur Regierung, haben neulich eine Entschädigung wegen ihrer Haft im Iran beantragt.

Player for Relief

US Court

Warum hat die Iranische Revolution noch keinen Erfolg? – Iranische Liberale Frauen e.V.

Jason Rezaian hat auch nach seiner Freilassung Entschädigung beantragt, woraufhin ein US-Bundesgericht den Iran dazu verurteilte, ihm 180 Millionen Dollar zu zahlen. 

Jason Rezaian
Jason Rezaian

Ein besonders auffälliges Beispiel ist der Fall von Fereydoon Kurangi und Alireza Quds Tainat, die 2020 bei einem Familienbesuch im Iran von den Behörden der Islamischen Republik festgenommen werden sollten. Einer von ihnen stellte später eine Entschädigungsforderung in Höhe von 401,8 Millionen US-Dollar.

Die Geiselpolitik der Islamischen Republik zeigt ein doppelt perfides Gesicht: Während sie die Freiheit ihrer Opfer rücksichtslos missbraucht, resultieren die Freilassungen vieler dieser Geiseln in hohen Entschädigungsforderungen, die direkt aus dem Vermögen des iranischen Volkes bezahlt werden. Dieses Vermögen, das einzig und allein den Menschen des Iran gehört, wird durch die destruktiven und terroristischen Machenschaften des Regimes fortwährend geplündert. Statt dieses Unrecht zu beenden, treibt das Regime eine gezielte Strategie voran, bei der Geiseln gegen internationale Terroristen ausgetauscht werden.

Hier stellt sich die Frage, warum viele Kritiker und Oppositionelle – oft Doppelstaatler – als Geiseln der Islamischen Republik jahrelang inhaftiert bleiben, unsägliches Leid ertragen oder grausam hingerichtet werden. Nahid Taghavi, eine deutsche Staatsbürgerin, sitzt seit vier Jahren im berüchtigten Evin-Gefängnis. Zahra Kazemi, eine iranisch-kanadische Fotografin, wurde 2003 unter Folter getötet. Jamshid Sharmahd, ein iranisch-deutscher Regimekritiker, wurde 2020 entführt und 2024 hingerichtet. Diese abscheulichen Verbrechen verdeutlichen, wie das Regime gezielt Leben zerstört, um seine Macht zu sichern und jeglichen Widerstand erbarmungslos auszuschalten.

Versagen der deutschen Iranpolitik im Fall Jamshid Sharmahd – Iranische Liberale Frauen e.V.

Diese skrupellose Strategie zielt nicht nur auf politische Profite, sondern auch auf die Auslöschung jeglichen Widerstands. Solange dieses Regime existiert, bleibt das Vermögen des iranischen Volkes geplündert, und die Stimmen der Gerechtigkeit verstummen in Gefängnissen oder auf den Hinrichtungsplätzen. Es ist eine dringende Pflicht der internationalen Gemeinschaft, diesem mörderischen System Einhalt zu gebieten.

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