Eine globale Erklärung gegen das Gesetz zur Förderung von Hijab

Über 50 Aktivist:innen und Menschenrechtsorganisationen unterzeichnen eine globale Erklärung gegen das Gesetz zur Förderung von Hijab

Eine weltweite Koalition aus über 50 renommierten Menschenrechtsaktivist:innen, Akademiker:innen, politischen Akteur:innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen hat in Zusammenarbeit mit der Organisation Iranische Liberale Frauen (ILF) eine entschiedene Erklärung gegen die systematische Gewalt und die geschlechtsspezifische Unterdrückung von Frauen in Iran durch das Gesetz zur Förderung von Sittsamkeit und Hijab unterzeichnet. Diese gemeinsame Initiative entstand als Reaktion auf das sogenannte Gesetz „Unterstützung der Familie durch die Förderung der Kultur von Sittsamkeit und Hijab“ und betont die dringende Notwendigkeit internationaler Maßnahmen, um diesen diskriminierenden Gesetzen entgegenzuwirken und die Rechte iranischer Frauen zu verteidigen.

Die Erklärung setzt sich ausführlich mit den repressiven Maßnahmen des Gesetzes auseinander, darunter die Überwachung des Verhaltens von Frauen, die Durchsetzung strenger Kleidungsvorschriften sowie die Ermächtigung öffentlicher und privater Institutionen, vermeintliche Verstöße zu melden, wodurch die Bürger:innen des Irans gegeneinander ausgespielt werden. Das Gesetz, das nach Angaben der Behörden der Islamischen Republik kurz vor der Umsetzung steht, zielt direkt auf die Einschränkung bürgerlicher Freiheiten und nicht-islamischer Lebensstile ab. Es ist Teil eines umfassenderen rechtlichen Rahmens, der Gewalt gegen Frauen systematisch verstärkt – darunter Gesetze, die Kinderehen erlauben, rechtliche Straffreiheit für Täter von Ehrenmorden gewährleisten und Frauen grundlegende Freiheiten wie die Wahl ihrer Kleidung verwehren.

Zu den Unterzeichner:innen dieser Erklärung zählen unter anderem: Haleh Hosseini Ramandi, Vorsitzende des Vereins Iranische Liberale Frauen; Maryam Bani-Hashemi, Menschenrechtsaktivistin; Nazanin Afshin-Jam, Menschenrechtsaktivistin; Reza Ahmadi, politischer Aktivist; Robin Morgan, Präsidentin des Instituts Sisterhood Is Powerful; Mike Farrell, Präsident der Organisation Death Penalty Focus; Catherine Malabou, Professorin an der University of California, Irvine; Nazanin Ansari, Journalistin; Sholeh Pakravan, Menschenrechtsaktivistin und Gerechtigkeitskämpferin; sowie Pouria Alipour, ehemaliger politischer Gefangener.

Die Unterzeichner:innen rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, das Gesetz zur Förderung von Sittsamkeit und Hijab als eindeutige Verletzung der Menschenrechte zu verurteilen und gezielte Sanktionen gegen jene Personen zu verhängen, die an der Ausarbeitung und Umsetzung dieser diskriminierenden Regelungen beteiligt sind. Zudem fordern sie die Unterstützung internationaler Mechanismen zur Wahrung von Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht, wie etwa des UN-Untersuchungsausschusses zu Iran. Sie appellieren an Regierungen, den Schutz von Menschenrechtsaktivist:innen im Exil zu gewährleisten und sichere Wege für deren Asyl zu schaffen. Darüber hinaus sprechen sie sich ausdrücklich dafür aus, die Rückkehr der Islamischen Republik in internationale Institutionen wie die Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen zu verhindern.


Den vollständigen Text der Erklärung sowie die Liste aller Unterzeichner:innen finden Sie im Anschluss.

English

Over 50 Activists and Human Rights Organizations Sign Global Statement Condemning the Hijab and Chastity Bill

A global coalition of over 50 prominent human rights activists, academics, political figures, and non-governmental organizations, in collaboration with the Iranian Liberal Women Organization, has signed a powerful statement denouncing the systematic violence and gender-based oppression of women in Iran through the Hijab and Chastity Bill. This collective action, launched in response to the Family Support Bill through the Promotion of Chastity and Hijab Culture, highlights the urgent need for international intervention to repeal discriminatory laws and defend the rights of Iranian women.
The statement examines the repressive provisions of the Family Support Bill, which include mandatory surveillance of women’s behavior, the enforcement of strict Islamic dress codes, and empowering public and private entities to report perceived violations, effectively pitting citizens against one another. According to officials of the Islamic Republic, this bill is nearing implementation and explicitly targets civil liberties while criminalizing non-Islamic lifestyles. It is part of a broader legal framework that perpetuates violence against women, including laws permitting child marriage, legal immunity for perpetrators of honor killings, and restrictions on basic freedoms, such as a woman’s right to choose her clothing.
Prominent signatories of this statement include Haleh Hosseini Ramandi, founder of the Iranian Liberal Women Organization; Maryam Banihashemi, human rights activist; Nazanin Afshin-Jam, human rights advocate; Reza Ahmadi, political activist; Robin Morgan, President of Sisterhood Is Powerful Institute; Mike Farrell, President of Death Penalty Focus; Catherine Malabou, Professor at the University of California, Irvine; Nazanin Ansari, journalist; Shole Pakravan, human rights and justice advocate; and Pouria Alipour, a former political prisoner.
The signatories call on the global community to:
• Condemn the Family Support Bill through the Promotion of Chastity and Hijab Culture as a clear violation of international human rights standards.
• Impose targeted sanctions on individuals responsible for drafting and implementing these discriminatory laws.
• Support international mechanisms for accountability and justice, such as the UN Fact-Finding Mission on Iran.
• Provide protection for women’s rights activists in exile and establish safe pathways for their asylum.
• Prevent the Islamic Republic from rejoining international bodies, such as the UN Commission on the Status of Women.

The full statement can be read below, with the complete list of signatories provided at the end.